Freie Wähler für regionale Energiewende – Neutraubling soll Vorreiter in regenerativer Wärmeversorgung werden

Unsere Wärmeversorgung ist bequem, sorgenfrei, monopolartig strukturiert und basiert zum großen Teil auf Erdgas, industrieller Abwärme und ein bisschen Biomasse. So stellt sich die REWAG die Zukunft unserer Wärmeversorgung in Neutraubling vor.

Im Anschluss an die Bürgerversammlung am 19.11.2019 in der Stadthalle stellten Vertreter der REWAG ihr Konzept für die nahe und auch möglicherweise mittelfristige Zukunft der Wärmeversorgung Neutraublings vor. Ausgangspunkte waren die Planungen zur neuen Energiezentrale der KRONES AG in der Berliner Straße, die Notwendigkeit eines Anteils regenerativer Energie für das Baugebiet Kleinfeld der VMAX-Stiftung und die Überlegungen der Stadt Neutraubling zur künftigen Wärmeversorgung kommunaler Gebäude. Daraus hat sich mittlerweile ein ambitioniertes Investitionsprojekt für die nächsten Jahre entwickelt.

Auf Basis von 3 Erdgas-BHKWs mit je 705 kW Leistung, 1 Biomasse-Heizwerk mit 800 kW sowie weiterer Erzeugungseinheiten auf Erdgasbasis (Druckluft BHKW mit 135 kW, 2×4.000 kW Spitzenlastkessel) sollen neue Baugebiete, das Hallenbad und weitere öffentliche und private Gebäude und bestehende Stadtquartiere mit Fernwärme versorgt werden.

Dazu sollen in den nächsten Jahren die benötigten Fernwärmerohre im Stadtgebiet verlegt werden. Beginnend mit dem Bereich um Krones, Kastanienallee, Mintrachinger Straße, Klosterbau und dann weiter zum Rathaus sowie in Richtung Gymnasium, neues Hallenbad und Heising II. Weitere Planungen sind abhängig von der weiteren Stadtentwicklung und der Bereitschaft der Bewohner, sich an das Fernwärmenetz anzuschließen. Die Frage aus der Zuhörerschaft nach den zu erwartenden Anschlusskosten konnten die Vertreter der REWAG nur sehr zögerlich und wage beantworten, da dies insbesondere im Bestand von den örtlichen Gegebenheiten abhängt.

Konkreter konnte die Frage nach dem voraussichtlichen Wärmepreis beantwortet werden. So soll dieser anfänglich bei 5,5 ct/kWh liegen und künftig an die Entwicklung diverser Indizes gekoppelt sein. Exemplarisch wurden der Gas- und Holzpreis genannt. Im langjährigen Vergleich ist insbesondere der Gaspreis derzeit auf niedrigem Niveau. Allerdings könnte dieser mittelfristig deutlich zulegen. Gas dürfte als klimafreundlichere Ersatzenergiequelle für die heute noch zur Stromerzeugung eingesetzte Kohle aufgrund des beschlossenen Ausstiegs aus der Kohleverstromung künftig eine höhere Nachfrage erfahren. Das wird zu höheren Beschaffungskosten führen. Einen Ausblick auf dieses Szenario lieferte die REWAG erst kürzlich und erhöhte die Gaspreise deutlich. Darüber hinaus wird auch Gas der künftig wahrscheinlich ansteigenden CO2 Bepreisung unterworfen sein, was weitere Preissteigerungen wahrscheinlich macht.

Um diesen Preisrisiken aus dem Einsatz fossiler Energieträger konsequent entgegenzutreten, ist es unabdingbar, das vorgestellte Fernwärmenetz von vornherein flexibel und offen für weitere Energieerzeugungseinheiten auf erneuerbarer Basis auszugestalten. Insbesondere müssen Energiequellen ohne Rohstoffkosten, wie z.B. Sonnenenergie eingebunden werden. Um das Netz fit für die Energiewende zu machen, sollte auch über ausreichend dimensionierte Wärmespeicher und Power-To-Heat-Anlagen nachgedacht werden, um z.B. Überschussstrom aus der Wind- und Solarenergieerzeugung in Wärme umzuwandeln und somit dem Wärmesektor zugänglich zu machen.

Keine Frage: Fern- und Nahwärmenetze werden künftig einen wichtigen Beitrag bei der Wärmeversorgung in unseren Städten leisten. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass deren Akzeptanz und Zukunftsfähigkeit davon abhängen wird, ob die angebotene Wärme kostengünstig und dauerhaft preisstabil zur Verfügung steht. Und dies kann nur unter weitestgehender Nutzung erneuerbarer Energieträger erfolgen und zwar von Beginn an.

Neutraubling hat jetzt die einmalige Chance und vor allem das Zeug dazu, hier Vorreiter zu werden! Energiewende jetzt! Sagen Sie uns Ihre Meinung oder schreiben Sie uns Ihre Anregungen per E-Mail an Matthias.Schelter@fw-neutraubling.de oder Harald.Stadler@fw-neutraubling.de.